Survival-Tagebuch 2004 - 16. Oxytocinausschüttung

Es war der Tag an dem ich wieder abgeholt wurde und gehörte zu den intensivsten Tagen meines Survivalaufenthaltes. Das sonnige Wetter, endlich wieder menschliche Gesellschaft und vor allem etwas zu Essen versetzten mich in Hochstimmung. Meine heutigen Erinnerungen an diesen Tag sind geprägt von Glück und Freude! Aber lest selbst.

Aus meinem Tagebuch:

Guten Morgen! Ja heute ist es ein guter Morgen. Mein Herz und mein Kopf jubeln, weil es ein zwar sehr windiger, aber auch ein wunderbar sonniger Tag ist. Der Tag meiner Rettung. Ich glaub’ so gut wie jetzt hab’ ich mich schon lange nicht mehr gefühlt! Es ist wunderbar. Vor allem das tolle Wetter. Zwar kommt noch dazu, dass ich heute gerettet werde aber das stimmt mich auch etwas wehmütig. Ich werde jetzt erstmal Feuer machen, Tee kochen, aufs Klo gehen, mich waschen und dann ab auf den nächsten Hügel um mal zu schauen, ob ich nicht den lieben Sebastian in der Ferne anspazieren sehe. Das ist aber eher unwahrscheinlich, da wir erst 8.07 Uhr haben. Naja, ehrlich gesagt weiß ich das nicht sooo genau, so gut bin ich noch nicht im Zeit von der Sonne lesen. Aber es müsste etwa 8 Uhr sein. 

 

Ich bin gerettet! Ich war beim Moltebeeren sammeln im Moor, ca. 15min von der Hütte entfernt und habe den Rauch eines Feuers gerochen. Er kam aus westlicher Richtung mit dem Wind und sagte mir, dass Sebastian schon da war. Und mit ihm etwas zu essen! Ich sah ihn schon aus einiger Entfernung wie er am Feuer hantierte. Ich muss ein breites Grinsen auf dem Gesicht gehabt haben während wir uns, wie auch schon bei der Verabschiedung, per Handschlag begrüßten. Ich war überglücklich! Das erste was ich essen durfte, war ein Apfel. Ein Apfel! Es muss der beste Apfel dieser Erde gewesen sein, denn es war unglaublich süß und saftig. Es war nur noch göttlich! Nach dem Apfel gab es erstmal einen Fencheltee der irgendwie süß schmeckte. Anschließend kam die Krönung: Kartoffelbrei mit Möhrengemüse. Ich werde erst gar nicht versuchen zu beschreiben, wie gut das war und vor allem: wie dankbar ich war! Es war köstlich! Die Möhren, so zart! Dann gab es eine Tasse Gemüsebrühe die meiner Hasensuppe ähnelte.  

Anschließend sind wir aufgebrochen zu meiner alten Hütte. Der Weg war so anstrengend! Ich habe bisher die ganze Zeit erzählt und gesprochen und gefragt. Jedenfalls kommt es mir so vor.  Es war seltsam nach so langer Zeit wieder an meinen alten Lagerplatz zu kommen. Ich hatte das Gefühl einen Großteil der Zeit an diesem Ort verbracht zu haben und dabei waren es nur zwei Tage! Vielleicht waren es die härtesten Tage überhaupt. Die Einsamkeit und der Stress eine wasserdichte Hütte zu bauen, einen Topf herzustellen und sich gleichzeitig noch zu ernähren. Es war teilweise so schlimm, dass ich einfach nur zitternd dasitzen und nichts tun konnte. Es gab zu der Zeit eine Phase in der ich dauernd Nasenbluten bekommen habe. 

 

Der Rückweg war dann wohl noch anstrengender als der Hinweg. Als wir wieder hier waren hab’ ich erstmal meine zwei Koteletts und noch einen Apfel bekommen. Zum ersten Kotelett gab’s Knäckebrot und zum zweiten noch mal Kartoffelbrei. Aber vorher bekam ich zwei Scheiben Knäcke mit Schinken! Das hat so gut geschmeckt! Und dann das Kotelett! Es hat mich schier umgehauen, so gut tat es. Endlich mal den Mund voll mit süßem, saftigem Schweinefleisch. Jetzt habe ich ein tolles, wohlig-warmes Gefühl im Bauch. Mir geht es einfach nur gut! Ich hab’ mein Zelt an der Rückseite der Kote aufgebaut, schließlich bin ich gerettet.

Wir haben noch eine Nacht an dem Platz geschlafen, um am nächsten Morgen zurück in die Zivilisation zu wandern. Ich habe mich in mein Zelt gelegt, aber ganz nah an meine Hütte. Ich wollte mich noch nicht von diesem Platz trennen und habe beim Gedanken an den Abschied Herzschmerz bekommen.

Auch heute bin ich mit diesem Platz noch sehr verbunden. Als ich ihn vor ein paar Jahren wieder besucht habe, war es wie ein -Nachhausekommen-. 

 

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Survival-Tagebuch 2004 - 17. Abschied bedeutet langsam, zu Fuß

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Kommentare: 1
  • #1

    Uta Wagenbauer (Sonntag, 09 Oktober 2016 05:40)

    Endlich mal wieder reingeschaut, und endlich auch die übrigen Tages-Beschreibungen vorgefunden! Noch mal ganz herzlichen Dank dafür, dass du deine Reise so veröffentlicht hast. Ich fand es extrem spannend und interessant, und hoffe sehr, dass ich auch irgendwann etwas Ähnliches durchziehe. Hoffentlich mit etwas weniger Regen, obwohl ja gerade das auch den wirklichen Härtetest ausmacht. Aber ein klein wenig mehr Genuß statt Durchhalten wäre ja allen zu wünschen ;)